In Gedenken an die Novemberpogrome

Veröffentlicht am 09.11.2020 in Aktuelles

Zum 82. Mal jährt sich einer der finstersten Tage der deutschen Geschichte: Am 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten und ihre Sympathisanten in der Bevölkerung Synagogen, Geschäfte und Wohnungen in Brand gesteckt und jüdische Bürger misshandelt, verschleppt und ermordet. Die Gewaltnacht ging als „Reichspogromnacht“ in die Geschichte ein und markierte den Beginn des Holocausts, der industriellen Ermordung von Millionen Juden in ganz Europa.

Heute müssen Jüdinnen und Juden wieder um ihre körperliche Unversehrtheit fürchten, wenn sie sich zu ihrem Glauben bekennen. 75 Jahre nach Ende des Kriegs fasst der Antisemitismus wieder Fuß in unserer Gesellschaft. Im Bundestag sitzen Vertreter einer Partei, die das Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa als ein „Denkmal der Schande“ bezeichnen, den Holocaust als „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte relativieren und eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ fordern.
Das geschieht vor dem Hintergrund wachsender Fremdenfeindlichkeit und rassistisch motivierter Gewalt gegen Menschen. Wir mussten in diesen Wochen auch erleben, wie religiöse Fanatiker ihre menschenverachtende Ideologie in die Tat umsetzen und selbst vor brutalsten Morden nicht halt machen. Die Gewalttäter eint eines: Der Hass auf Andersdenkende in unserer freien Gesellschaft.

Der heutige Gedenktag ist Anlass zu erinnern und zu reflektieren: Wie konnte es damals so weit kommen? Was muss jede und jeder Einzelne jeden Tag dazu beitragen, dass nie wieder Menschen wegen ihrer Religion, Herkunft oder Hautfarbe zu Opfern werden? Die einfache Antwort darauf gibt es nicht. Doch klar ist: „Nie wieder“ darf nicht bloß eine Floskel sein!